Leseturm. Kurzgeschichten

Ingrid Hermann

Watschel

Eine Geschichte für Kinder zu dem Bilderbuch (ohne Text) von Inge Gürtzig

Merseburg, 22.12.2020

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Kolumnen/Kurzgeschichten/Lyrik

Eine Entenmutter hatte viele kleine Entenkinder. Eines Tages sagte sie; “Heute wollen wir hinunter an den See, passt gut und bleibt immer hinter mir ,Entenkinder müssen schwimmen können und ihr sollt es heute lernen.“ Als die Entenkinder das hörten, waren sie ganz aufgeregt und schnatterten freudig und übermütig durcheinander. Nur Watschel, das jüngste Entenkind, hatte Angst und traute sich nicht ins Wasser. Naaag…nag sagte die Entenmutter und gab Watschel einen liebevollen Schubs und schwuppdiwupp war auch das jüngste Entenkind im Wasser. War das ein erhabendes Gefühl, plötzlich auf dem Wasser zu schwimmen. Was gab es da alles zu sehen! Vor lauter Aufregung vergaß Watschel was die Mutter gesagt hatte. Watschel schaute ganz erstaunt nach rechts und nach links. Plötzlich hörte Watschel eine bunte Libelle rufen: “Fang mich doch! Hier bin ich, fang mich doch!“ Watschel lachte und drehte sich wie ein Kreisel im Wasser. Auf einmal merkte Watschel, dass seine Mama nicht mehr da war und fing zu weinen an. Sie weinte dabei immer lauter und rief nach ihrer Mama. Da kam eine Schwanenfamilie auf dem Wasser angeschwommen und der Schwanenvater zischte böse. "Was schreist du denn auf dem See herum? Merkst du nicht, dass du störst!" "Ich habe meine Mama und meine Geschwister verloren. Habt ihr sie gesehen?" "Papperlapapp" sagte der Schwanenvater und schwamm weiter. Die Schwanenmutter aber hatte Mitleid. Sie reckte ihren langen Schwanenhals in alle Himmelsrichtungen und schüttelte bedauernd den Kopf.

Tröstend sagte sie, "sieh doch mal am Ufer nach, vielleicht findest du sie dort". Watschel schwamm zum Ufer und kletterte aus dem Wasser. Dort sah sie ein Mäuschen welches gerade in seinem Mauseloch verschwinden wollte. "Hast du meine Mama gesehen?", fragte Watschel und fing gleich wieder an zu weinen. Das Mäuschen stellte sich auf die Hinterbeine um ein bisschen größer zu erscheinen und schüttelte energisch den Kopf. Danach kratzte es sich am Ohr und hatte eine gute Idee. "Wir müssen das Eichhörnchen fragen. Es wohnt ganz oben im Baum und kann den ganzen See überblicken." Watschel nickte mit dem Kopf und beide riefen so laut sie konnten nach dem Eichhörnchen. Das Eichhörnchen kam so schnell es konnte vom Baum herunter. "Das du deine Mama verloren hast tut mir leid, aber ich will sehen, was ich für dich tun kann", rief das flinke Eichhörnchen und war weg. Nach kurzer Zeit kam das Eichhörnchen zurück und zuckte traurig mit den Schultern. "Frag doch mal die Elster, die hat bessere Augen als ich." Leider war die Elster gerade unterwegs, aber zwei Spatzen kreisten ganz aufgeregt in der Luft und riefen: “Rettet euch, rettet euch, der Fuchs schleicht sich heran! Er wird euch alle fressen!“ Blitzschnell rannte das Mäuschen in das Mauseloch. Das Eichhörnchen kletterte auf den Baum. Die Vögel blieben in der Luft und riefen Watschel zu, dass sie sich auch in Sicherheit bringen sollte.

Watschel zitterte am ganzen Körper und rief, "wo soll ich hinlaufen?" "Quak, quak, du musst ins Wasser", rief ein dicker alter Frosch, der auf einem Seerosenblatt saß und mit seinem Jüngsten spielte. "Ich habe aber Angst! Ich gehe nicht ins Wasser", rief Watschel ganz verzweifelt. Der Fuchs kam immer näher und als das kleine Entenkind schon seinen Atem hören konnte, überwandt es seine Angst. Watschel ließ sich in’s Wasser plumsen. Der kleine Frosch “Fein demacht! Pima, Pima“. Er war nämlich noch sehr klein und konnte noch nicht richtig sprechen. Watschel war froh, wieder auf dem Wasser zu sein und wollte gerade anfangen nach seiner Mama zu rufen. Da hörte es hinter sich ein wildes Geschnatter. Watschel drehte sich um und sah seine Mama und seine Geschwister. Endlich! Sie freuten sich sehr, dass Watschel wieder da war und bespritzten es übermütig mit Wasser. Eigentlich wollte die Entenmutter schimpfen, weil Watschel nicht auf sie gehört hatte, aber eigentlich war sie so überglücklich und tat es nicht. Ganz behutsam legte sie ihre großen Flügel über ihre Kinder und sagte “Ich habe euch alle sehr lieb.“


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